Chronik
Das "Königliche Bezirksamt München, rechts der Isar" hat in den Jahren um 1865/70
den dringenden Appell an alle Gemeindevorstände gerichtet Freiwillige
Feuerwehren zu gründen. Die Hauptargumente waren, das Feuerlöschwesen
neu und straff zu ordnen, schlagkräftige Wehren einzurichten, die
Ausbildung durch regelmäßig angesetzte Übungen zu investieren,
zeitgemäße Feuerlöschgeräte anzuschaffen und deren Handhabung zu
verbessern, für Nachwuchs zu sorgen und eine einheitliche
Kommandogewalt in den Ortswehren einzufahren.
Es gab in allen
Ortschaften Männer und Frauen, welche bei Bränden zu Hilfe eilten, in
mühevoller Arbeit mit Kübeln Wasser aus dem Dorfbrunnen oder aus den
Lacken schöpften, um damit eine Druckspritze zu füllen.
In Siegertsbrunn gab es ab 1866
schon eine solche Druckspritze, sie war um 300 Mark gekauft worden. 6
Feuereimer, 2 Leitern und 2 Feuerhaken waren die weitere Ausrüstung.
Das Wasser lieferte der Sigohobrunnen und die große Dorflack. Die
Moar-Lack, die Herrenlack und die Meserlack waren ihres
Fassungsvermögens wegen nicht so recht als Wasservorräte geeignet. Es
war jedenfalls notwendig, dass eine große Zahl von Helfern, darunter
auch Kinder, beim Löschen und zu anderen Hilfsmaßnahmen herangezogen
werden mussten. Was eigentlich fehlte, war ein einheitliches Kommando,
eine eingeübte und gut ausgerüstete Mannschaft der Technik
entsprechende Geräte und genügend angelegte Wasserentnahme stellen.
Aufgrund
der amtlicherseits geforderten Gründung von Feuerwehren meldet die
Gemeinde Siegertsbrunn an das kgl. Bezirksamt München, rechts der Isar,
mit Datum 29. August 1870, dass 35 Männer der Gemeinde Statuten ausgearbeitethaben.
Bereits im Juni 1870
war eine gemeinsame Versammlung von Bürgern aus Höhenkirchen und
Siegertsbrunn einberufen worden zum Zwecke, eine gemeinsame Wehr für
beide Orte zu gründen. Es kam nicht zu dieser Gründung.
Gründung der Feuerwehr
Inzwischen war der deutsch-französische Krieg von 1870/71 ausgebrochen. Die Gründung einer Feuerwehr wurde zurückgestellt. 1873
war es dann soweit. Laut dem Briefprotokoll LRA – 18552 aus dem
Staatsarchiv München meldet auf Anfrage des kgl. Bezirksamtes München I
der Bürgermeister, dass die hiesige Feuerwehr 1873
gegründet wurde. Erster Kommandant war Leonhard Six. Weitere
Gründungsmitglieder waren u.a.: Der Vater und zwei Brüder von L. Six,
zwei Söhne vom Braumeister Braun, Mathias Rauscher, *1855 und sein
Bruder Hans, Söhne vom "Bauernschmied" (damals Braun), Georg und Josef
Brunner und Nikolaus Kappenbauer. Leonhard Zimmermann (beim Asen), *
1851 war Kassierer.Bürgermeister zu dieser Zeit war Franz Inselkammer,
*1838; er war gleichzeitig 1. Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr
Siegertsbrunn.
Die folgend und in gekürzter Form aufgeführten
Briefprotokolle aus dem Staatsarchiv München geben Auskunft darüber,
welche Aktivitäten nach der Gründung der Feuerwehr in Gang gesetzt
wurden.
Bau des ersten Feuerwehrgerätehäusels
Im August 1874
wird ein Feuerwehrgerätehäusl gebaut es dient gleichzeitig als
Gemeindewaage.Bauherr ist der Mauerermeister Ruprecht. Der Vertrag ist
unterschrieben von Michael Ruprecht Maurermeister, Franz Inselkammer,
Bürgermeister (von 1872 - 1875), Kaspar Wagmüller, Johann Strobl,
Johann Rauscher und Mathias Mayer (Stumbeck).
Im Mai 1875
werden 2 große und zwei kleine Leitern samt Zubehör um den Preis von 22
Gulden und 18 Kreuzer gekauft. Um fast den gleichen Preis werden Ende
Mai 1875 Hanfschläuche mit Verschraubung von einer Löschmaschinenfabrik
in München geliefert. Für 189 Gulden und 36 Kreuzer werden gekauft: 7
Steigergurte mit Karabiner, 7 Steigerbeile, 30 Spritzengurte, eine
Feuerfahne mit Laterne und 7 Schlauchhalter. Die Schriftplatte aus
Untersberger Marmor, welche heute noch am Waghäusl angebracht ist wurde
Ende 1875 für 9 Gülden und 42 Kreuzer angeschafft.
Im Juni 1875
wurde für die "verehrlichte freiwillige Feuerwehr von Siegertsbrunn"
von der Fa. Betzenhammer geliefert: 1 Signalhornschnur, eine große und
eine kleine zweitönige Hupe, eine Schnur mit Quaste, eine Pfeifenschnur
und eine Steigerlateme, Kostenpunkt: 10 Gulden und 42 Kreuzer.
Im Jahr 1879 wurde über die Gemeindeverwaltung eine neue Saug- und Druckspritze ein Schlauchkarren und eine einfache Leiter gekauft.
Stiftung der Fahne
Eine ehrenvolle Geste des Hr. Kaspar
Obermair gegenüber der heimischen Feuerwehr war die Bereitstellung von
finanziellen Mitteln zur Anschaffung einer Fahne
im Jahre 1892.
Versorgung mit Löschwasser
Zwei Jahre später, 1894,
wird die Versorgung mit Löschwasser im Zuge der neuen gemeindliche
Trinkwasserversorgung auf ein hohes Niveau gestellt. Die Gemeinde baut
einen Wasserturm als Wasserreserve mit einem Fassungsvermögen von
50.000 Liter. Das Wasser kommt aus der Reserve von Pframmern über eine
Rohrleitung von rd. 7 km. Für die Feuerwehr wurden 6 Hydranten in das
Wassernetz installiert. Ab dato brauchte das Wasser zum Löschen nicht
mehr aus dem Sigohobrunnen oder aus der Dorflack geschöpft werden.
Ein beachtlicher Fortschritt in der Brandbekämpfung.
1903 kommt eine fahrbare Auszugsleiter zur Ausrüstung hinzu, welche heute noch funktionsfähig ist
1909 bekommen die Feuerwehrmänner von der Gemeinde eine neue Uniform.
Im Stadl des Benefiziatenhauses wird 1932 ein Feuerwehrgerätehaus eingerichtet, das Feuerwehrhäusl von 1874 war zu klein geworden. 1939 bekommt die Wehr eine Robel-Motorspritze TS8 mit einer Leistung von 800 Liter pro Minute.
Während des II. Weltkrieges
1944
wird in der Nähe des Gerätehauses ein Schlauchtrockenturm gebaut, der
Schlauchbaum am Brunnenhaus wird aufgegeben. In den Jahren des II.
Weltkrieges, von 1939 bis 1945, hatte die Freiwillige Feuerwehr von Siegertsbrunn seit ihrer Gründung die größten Anforderungen zu bestehen.
Zum
einen war die Personallage durch Einberufungen zum Kriegsdienst sehr
angespannt. Etliche Feuerwehrmänner fanden auf den Kriegsschauplätzen
den Tod. Zum anderen waren die Einsätze der Wehr aufgrund der
kriegsbedingten Lage in der Heimat in einem Maße angestiegen, dass nur
mit großer Pflichterfüllung und Einsatzbereitschaft die Hilfeleistungen
gemeistert werden konnten.
Es gab u.a. Löscheinsätze in München nach Bombenabwürfen, Suchaktionen nach
abgeschossenen
Flugzeugpiloten und entflohenen Gefangenen und Bereitschaftsdienst bei
Luftangriffen feindlicher Flugzeuge bis zum Alter von 65jahn der
Feuerwehr unterstellt. Im Frühjahr 1945
wurden in Siegertsbrunn zwei Mädchengruppen als Feuerwehrhelferinnen
ausgebildet und eingesetzt. Die Betreffenden mussten sich das erste mal
am 18. Februar 1945 um 14.00 Uhr am
Alarmplatz
vor dem Feuerwehrhaus einfinden. Junge Burschen von 13 bis 15 Jahren
sind ebenfalls in die Wehr eingegliedert worden. Diese wurden dann nach
1945 in die Feuerwehr aufgenommen. Neben der alten Feuerwehr wurde 1943 eine sog. "Partei- Feuerwehr" gegründet. Sie war eine selbstoperierende Gruppe, besetzt mit
vorwiegend
jungen Leuten und ausgerüstet mit einer eigenen Motorspritze mit
Zubehör. Im Brandeinsatz hat ein Genossenschaftsbulldog die
eisenbereifte Spritze zum Brandherd gefahren, mit ca. 20 km/h
Geschwindigkeit. Ein grauer Drillichanzug und ein französischer
Beutestahlhelm waren die "Uniform" dieser jungen Männer. Es war Krieg
und alle verfügbaren Kräfte wurden benötigt.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg, die Amerikaner waren
Besatzungsmacht, war generelles Uniformverbot; dies galt auch für die
Feuerwehr. Nur mühsam wurde die Freiwillige Feuerwehr in Siegertsbrunn
reorganisiert.
In kleinem Rahmen feiert 1948
die FFW ihr 75 jähriges Bestehen. Derzeitiger 1. Vorsitzender ist
Albert Lachner, als Kommandant ist Franz Guggenberger, sen. tätig.
1953,
die Wehr besteht schon 80 Jahre, hat die Feuerwehr als Ausrüstung eine
Tragkraftspritze TS 8 – Robel, eine Schiebe-, Steck- und Dachleiter,
300m B- und 400m C-Schläuche und etliche Kohlensäurelöscher mit je 6 kg.
Im
Rahmen einer Feier hat Johann Loidl die Geschichte der Wehr in
humorvoller Art in ein seitenlanges Gedicht verfasst- es liegt uns
heute noch vor.
Der Mannschaftsstand liegt bei rd. 55 Wehrmänner. 1963 wird eine neue Fahne geweiht ein Jahr später, 1964, wird ein Löschfahrzeug LF 16, Magirus M-83 in den Dienst gestellt. Es ist ein Gebrauchtfahrzeug aus dem Jahre 1941.
Neues - jetziges - Feuerwehrhaus wird erbaut
1969
wird das alte Benefiziatenhaus und damit gleichzeitig das
Feuerwehrgerätehaus abgerissen. Das jetzige Feuerwehrhaus in der
Bahnhofstraße wird erbaut. Viele fleißige Hände haben zum Gelingen
beigetragen.
1973
feiert die Feuerwehr ihr 100 jähriges Bestehen. Es ist ein großes Fest
mit vielen Einladungen. Eine Festschrift wird erstellt. Zum selben
Zeitpunkt wird ein neues Löschfahrzeug LF 8 vom Typ Mercedes eingeweiht.
1974 wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung Herbert Hapke zum Ehrenkommandanten ernannt. 1977
bekommt die FFW einen gebrauchten VW-Bus als Mannschafts- und
Mehrzweckfahrzeug. Die technische Ausrüstung wird durch den Kauf von
Pressluftatmer für den Atemschutz erweitert. Für die Mitglieder und
deren Ehefrauen wird 1978 erstmals ein "Floriansabend" als internes gesellschaftliches Ereignis veranstaltet. Am 21. November 1980 wird als Ersatz des VW-Busses ein neues Mehrzweckfahrzeug vom Typ Mercedes eingeweiht und in den Dienst gestellt.
Neuere Geschichte
1987/88
wird zum Feuerwehrhaus ein Anbau hinzugebaut. Es entstehen zwei weitere
Stellplätze mit Unterkellerung. Außerdem wird ein Umbau vorgenommen.
Aus der ehemaligen Wohnung des Gerätewartes entsteht ein Aufenthalts-
und Unterrichtsraum und ein Büro. Die Männer der Feuerwehr haben dabei
eine große Eigenleistung eingebracht. 1990:
Die Feuerwehr Siegertsbrunn wird neu ausgestattet. Bürgermeister Willi
Reitmeier übergibt ein neues Tanklöschfahrzeug vom Typ 16/25 an den
Kommandanten Stephan Kroiß. Gesegnet wurde das Fahrzeug von Geistlichen
Rat Leonhard Sutor. Außerdem bekam die Wehr vier Atemschutzgeräte, vier Säureschutzanzüge und ein Be- und Entlüftungsgerät.
Die Einweihung des mit viel Eigenleistung umgebauten und erweiterten Gerätehauses stand ebenfalls auf dem Programm. 1992
richtet unsere Feuerwehr den Kreisfeuerwehrtag des Landkreises München
in der Mehrzweckhalle aus. Die vorhandene Satzung wurde neu
überarbeitet. Peter Bernlochner wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der
feierliche Rahmen zum 120 jährigen Bestehen der FFW im Jahre 1993 wird durch einen "Tag der offenen Tür" gestaltet. 1996
wurde Stephan Kroiß nach 22 jähriger Tätigkeit als Kommandant von
Michael Deuter abgelöst. Stephan Kroiß wird aufgrund seines
langjährigen Engagements zum
Ehrenkommandanten der FFW Siegertsbrunn ernannt.
125 - Jahr - Feier zur Festschrift
1998:
Zur Feier des 125 jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr
Siegertsbrunn wird das Fahrzeug LF 8/6 - Magirus IVECO beschafft und
eingeweiht, es ist Ersatz für das alte LF 8, welches schon 25 Jahre im
Dienst gestanden hat. Das neue Fahrzeug ist ausgerüstet mit der
Zusatzbeladung "Technische Hilfe" und verfügt über eine Rettungsschere
und einen Rettungsspreizer.
Wolfgang Bethke, Ortschronist